Biologische Schädlingsbekämpfung - natürlich und nachhaltig
Was ist biologische Schädlingsbekämpfung & was nicht? Mit Liste wichtiger Nützlinge und gegen welche Schädlinge sie eingesetzt werden können.
Fressen und gefressen werden
Treten im Haus oder im Garten Schädlinge in Massen auf, wird man sicher in den meisten Fällen einen Weg suchen um die Plagegeister wieder loszuwerden. Lag das Heilsversprechen der Anbieter von Mitteln und Bekämpfungsmethoden vor wenigen Jahrzehnten noch bei der Ausbringung möglichst effektiver Gifte, so hat sich in den letzten 20 Jahren ein starker Trend in Richtung biologische Schädlingsbekämpfung entwickelt, der verspricht ohne Chemieeinsatz all den Schädlingen in Haus, Garten und Landwirtschaft zu Leibe zu rücken und dabei Umwelt und Gesundheit der Anwender maximal schont. Nicht ganz klar ist aber, was eigentlich genau mit biologischer Schädlingsbekämpfung gemeint ist. Welche Möglichkeiten bietet die ökologische Schädlingsbekämpfung und ist sie wirklich so effektiv und einfach einzusetzen wie gerne behauptet wird? Das und noch mehr soll dieser Artikel zur natürlichen Schädlingsbekämpfung genauer beleuchten. Gehen wir es an!
- Inhaltsverzeichnis des Artikels
- Biologische Schädlingsbekämpfung – was ist das eigentlich?
- Natürliche Schädlingsbekämpfung gestalten
- Schädlingsbekämpfung mit Schlupfwespe und Co.
- Biologischer Pflanzenschutz mit Raubtieren
- Ökologische Schädlingsbekämpfung mit Mikroorganismen
- Was gibt es bei der biologischen Schädlingsbekämpfung noch zu beachten?
- Probleme und Risiken bei der ökologischen Schädlingsbekämpfung
- Fazit zur natürlichen Schädlingsbekämpfung
- Produktvorschläge
- Weiterführende Artikel
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Biologische Schädlingsbekämpfung – was ist das eigentlich?
Eigentlich ist der Begriff biologische- oder ökologische Schädlingsbekämpfung recht klar in der Fachwelt definiert. Er beschreibt eine Ungezieferbekämpfung über die natürlichen Antagonisten (Gegenspieler) der Schädlinge. Will man sie Kategorisieren, so kann man sie Unterscheiden in:
- Mikroorganismen – Viren, Bakterien oder Pilze, welche die entsprechenden Schädlinge befallen und schwächen oder abtöten
- Räuber – Raubmilben, Marienkäfer, Florfliegen, Fledermäuse etc. Sie fressen das Ungeziefer auf um sich davon zu ernähren.
- Parasitierende Nützlinge – Erzwespen, Schlupfwespen, Nematoden etc. Sie nutzen den Schädling als Wirt für ihren eigenen Nachwuchs indem sie ihre Eier in die Schädlinge einbringen, oder von außen eindringen um sie von innen her aufzufressen.
- Insektivoren – fleischfressende Pflanzen. Sie eignen sich insbesondere im Gewächshausanbau gut um bestimmte Schädlinge in Schach zu halten. So werden sie erfolgreich z.B. gegen Trauermücken eingesetzt.
Biologische- oder natürliche Schädlingsbekämpfung ist also der Versuch, mit den von der Natur gegebenen Möglichkeiten bestimmte Ungeziefer in Schach zu halten.
Allerdings springen gerne einige Hersteller und Händler auf den „Öko-Zug“ auf und preisen ihre Lösungen als biologische Schädlingsbekämpfung an, obwohl sie strenggenommen eigentlich in andere Kategorien bei der Ungezieferbekämpfung einzuordnen wären. Ich habe das in diesem Artikel: Schädlingsbekämpfung schon einmal kurz aufgelistet und wiederhole das gerne hier noch einmal:
- Physikalische Schädlingsbekämpfung – Alle Wirkweisen, die über physikalische Wirkprinzipien arbeiten. So z.B. Hitze, Kälte, Austrocknung, Strahlung etc.
- Mechanische Schädlingsbekämpfung – Hierunter fallen alle Fallenarten, Schlagfallen gegen Mäuse und Ratten, Lebendfallen bei Waschbären oder Mardern, Klebefallen bei Fliegen und sonstigen Insekten, Flohfallen usw.
- Biotechnische Schädlingsbekämpfung – Alle Fallen, die mit Lockstoffen und Pheromonen präpariert wurden und dafür sorgen, dass meist die männlichen Vertreter ihrer Spezies davon angezogen und gefangen werden, um die Fortpflanzungskette zu unterbrechen. Außerdem fallen hierunter auch alle gentechnischen Veränderungen von Pflanzen um Resistenzen gegen Schädlinge und Krankheiten zu „designen“.
- Vorbeugende Maßnahmen zum bauseitigen Schutz von Häusern und Gebäuden aller Art. Hierbei wird so gebaut, dass es Schädlingen aller Art erschwert wird, entweder Zugang zum Gebäude zu erlagen, oder darauf geachtet wird, dass keine begünstigenden Umstände geschaffen werden, die es dem Ungeziefer ermöglicht im Gebäude Fuß zu fassen.
Die meisten aufgeführten Methoden haben natürlich ihren festen Platz in einer integrierten Schädlingsbekämpfung und tun in vielen Bereichen hervorragend ihren Dienst, aber mir ist wichtig, dass nicht einfach alles in einen Topf geworfen wird, nur weil die Marketingabteilungen der Unternehmen bestimmte Begrifflichkeiten für sich in Anspruch nehmen um Verkaufszahlen zu fördern.
Mag man mir bei oben genannten Beispielen noch „Korinthenkackerei“ oder Spitzfindigkeit unterstellen, so ist der Marketingsprech von Herstellern für Nervengifte auf Basis pflanzeneigener Giftstoffe wie zum Beispiel Geraniol, Pyrethrine oder Neem in manchen Fällen doch zumindest „grenzwertig“. Produkte mit diesen Inhaltsstoffen als biologische Schädlingsbekämpfung oder biologischer Pflanzenschutz zu bezeichnen, geht doch recht weit an der ursprünglichen Definition vorbei, wie ich finde. Bitte nicht falsch verstehen. Viele Produkte mit den genannten oder ähnlichen Inhaltsstoffen tun hervorragend ihren Dienst (ich bewerbe ja auch Produkte mit diesen Wirkstoffen auf meiner Webseite), nur mit biologischer Schädlingsbekämpfung hat das nichts zu tun.
Natürliche Schädlingsbekämpfung gestalten
Bevor im weiteren Verlauf noch mal genauer auf die einzelnen Nützlinge eingegangen wird, möchte ich an dieser Stelle darauf eingehen, was man im allgemeinen tun kann um der massenhafte Ausbreitung von Schädlingen und Ungeziefer im Haus, aber auch im heimischen Garten oder auf dem Feld oder der Plantage, vorzubeugen.
Im Haus
Achten sie im Haus darauf, dass sie Lebensmittelvorräte zum einen regelmäßig verbrauchen – und zwar immer die am längsten eingelagerten Vorräte zuerst. Das gilt insbesondere für alle anfälligen Vorräte wie, Mehl, Getreide, Nüsse, Reis, Rosinen usw. Füllen sie bei der Lagerung größerer Mengen die Produkte in fest verschließbare und insekten- und nagersichere Gefäße aus Metall, Keramik, Glas oder festen Kunststoffen um und lagern sie sie kühl und trocken ein. Das kann zwar auch nicht immer einen Befall sicher verhindern, da man manchmal das Ungeziefer schon aus dem Kaufhaus mitbringt, aber es verringert das Risiko schon enorm.
Packen sie nicht regelmäßig genutzte Kleidungsstücke in komplett geschlossene Kleidersäcke, um sie vor Kleidermotten und ähnlichem Geziefer zu schützen.
Teppiche, Ritzen und unzugängliche Ecken (in Regalen, unter Betten etc.) regelmäßig reinigen und aussaugen ist für die Vorbeugung gegen einen massenhaften Ungezieferbefall auch nicht zu verachten.
Auch engmaschige Fliegengitter vor allen Fenstern sind nicht nur ein guter Schutz gegen Stechmücken, Spinnen und Fliegen, sondern verhindern auch den Zuflug von Lebensmittelschädlingen und Kleidermotten.
Gegen Schimmelbefall und feuchtigkeitsliebende Insekten wie zum Beispiel Silberfische, sollten sie darauf achten, die Luftfeuchtigkeit in allen Zimmern dauerhaft unter 65% zu halten. Mit einem kleinen Hygrometer in den wichtigsten Räumen lässt sich gut die Feuchtigkeit im Haus beobachten.
Bewahren sie keine Essenreste offen zugänglich im Haus auf und entsorgen sie den Biomüll immer zeitnah in der Biotonne oder auf dem Komposthaufen um keine Ameisen oder auch Kakerlaken anzulocken. Fleisch- und Wurstreste haben nichts auf dem Kompost zu suchen, wenn sie keine Ratten anziehen wollen!
Versuchen sie alle Zugänge von außen nagersicher zu machen. Gerade in Altbauten ist das oft ein schwieriges Unterfangen, da bereits daumengroße Löcher, Ritzen und Zugänge in Keller oder Dachboden ausreichen, um den sehr flexiblen Mäusen einen Zugang zu ermöglichen.
Im Garten
Der heimische Garten sollte immer dann, wenn er außer als Rasenfläche mit Sichtschutz drumherum dienen soll, mit vielen Möglichkeiten ausgestattet werden um Nützlingen ein angemessenes Zuhause zu bieten. Hängen sie Nistkästen für insektenvertilgende Vögel auf, schaffen sie Räume für Fledermäuse und Igel, aber auch ein Insektenhotel kann vielen Nützlingen eine gute Heimat bieten.
Daneben ist eine hohe Diversifikation bei der Bepflanzung im Garten ebenfalls immer eine gute Möglichkeit die Biodiversität zu steigern. Lassen sich auch mal ein Stück Rasen einfach wachsen oder sähen sie gezielt eine Blumenwiese mit heimischen Blühpflanzen aus. Das sieht nicht nur schön aus, sondern hilft ungemein Nützlinge anzusiedeln.
Gerade der Garten ist einer der wenigen Räume, bei dem der Spruch „viel hilft viel“ ausnahmsweise mal gut angelegt ist. Je mehr „Natürlichkeit“ und Abwechslung sie im Garten zulassen, umso weniger werden sie Schwierigkeiten mit massenhaftem Auftreten von Schadinsekten haben.
Auf dem Feld oder der Plantage
Im Freilandanbau gelten zwar im Prinzip die gleichen Regeln für eine biologische Schädlingsbekämpfung wie zuvor für den Garten beschrieben, allerdings gestaltet sich die Umsetzung hier oft schwieriger, da der Anbau von Monokulturen immer von Natur aus ein erhöhtes Risiko für einen Befall mit Schadinsekten und Krankheitserregern und Pilzen mit sich bringt. Aber auch hier gilt, lassen sie zu, dass zumindest in den Randbereichen natürliche Lebensräume erhalten bleiben, oder mittendrin kleine natürliche Oasen vom Anbau ausgespart werden. Lassen sie Hecken am Feldrand zu usw. Sicher, all das mindert auf den ersten Blick den Ertrag, der mit solch einem Anbau erzielt werden kann. Langfristig hilft es aber gute Voraussetzungen für die natürlichen Fressfeinde der Schädlinge zu schaffen.
Da allerdings gerade das Thema biologischer Pflanzenschutz in der professionellen Landwirtschaft ein sehr breites Feld ist, möchte ich dies an dieser Stelle nicht weiter ausführen. Hierfür gibt es viel bessere Literatur und Quellen mit fundierteren Inhalten als meine Webseite bieten könnte.
Schädlingsbekämpfung mit Schlupfwespe und Co.
Wie eingangs bereits erwähnt, gibt es im Bereich der parasitierenden Nützlinge einige interessante Arten, die einigen verbreiteten Schädlingen in Haus und Garten das Leben schwer machen können. Die meisten parasitierenden Arten sind nur auf einen, oder wenige Wirtstiere spezialisiert, sodass man nicht automatisch davon ausgehen kann, dass zum Beispiel Kleidermotten mit der gleichen Erzwespenart bekämpft werden können, wie der Maiszünsler. Hier gilt es immer im Vorfeld möglichst genau abzuklären, welcher Plagegeist für die Probleme verantwortlich ist.
Folgend eine kleine Liste ohne Anspruch auf Vollständigkeit(!), mit parasitierenden Nützlingen zur ökologischen Schädlingsbekämpfung:
Nützlingsart | Wirksam gegen.. |
Blutlauszehrwespe ( Aphelinus mali) | Blutläuse |
Blattlauszehrwespe (Trioxys angelicae) | Verschiedene Blattlausarten |
Holzwespen-Schlupfwespe (Rhyssa persuasoria) | Holzwespen Larven |
Erzwespe (Trichogramma brassicae) | Maiszünsler |
Erzwespe (Trichogramma cacoeciae) | Pflaumenwickler, Kakaomotte |
Erzwespe (Trichogramma evanescens) | Kleidermotte, Kakaomotte, weitere Lebensmittelmotten |
Erzwespe (Trichogramma pretiosum Riley) | Tomatenminiermotte |
Erzwespe (Encarsia formosa) | Weiße Fliege |
Brackwespe (Habrobracon hebetor) | Mehlmotte |
Schlupfwespe (Pimpla instigator) | Japanischer Seidenspinner |
Raupenfliege (Cylindromyia brassicaria) | Beerenwanze, grüne Stinkwanze |
Biologischer Pflanzenschutz mit Raubtieren
An dieser Stelle sprechen wir natürlich nicht von Tigern oder Krokodilen, sondern über so nette kleine Tierchen wie den Marienkäfer oder Florfliegen. Raubinsekten sind neben den parasitierenden Insekten (s.o.) ein weiterer wichtiger Ansatz um Ungeziefer und Schädlingen im heimischen Garten, im Gewächshaus und auch (eingeschränkt) im Freilandanbau zu begegnen. Der Hunger von einigen Nützlingen ist dabei wirklich beachtlich. So vertilgt ein Marienkäfer oder eine Florfliege bis zu 50 Blattläuse am Tag. Aber auch Raubwanzen und Kugelkäfer sind wahre Vielfraße. Sie schaffen täglich bis zu 30 Spinnmilben. Folgend eine Liste mit den wichtigsten Raubkäfer- und Raubmilbenarten als Nützlinge:
Nützlingsart | Wirksam gegen.. |
Florfliege (Chrysopidae) | Blattläuse |
Marienkäfer (Coccinellidae) | Blattläuse |
Schwebfliegen (Syrphidae) | Blattläuse |
Ohrwurm (Dermaptera) | Blattläuse |
Räuberische Gallmücke (Aphidoletes aphidimyza) | Blattläuse |
Kugelkäfer (Sphaeriusidae) | Spinnmilben |
Raubwanze (Reduviidae) | Spinnmilben |
Raubmilben (Gamasina) | Spinnmilben, Kräuselmilben |
Raubmilbe (Typhlodromus pyri) | Schildläuse, Thripse, Bohnenspinnmilbe |
Raubmilbe (Amblyseius swirskii) | Thripse, Weiße Fliege, Spinnmilben |
Spinnen (Arachnida) div. Arten | Fliegen, Falter, Raupen, Käfer |
Großlaufkäfer versch. Arten (Carabus) | div. Käferraupen, Schnecken |
Ameisen (Formicidae) | div. Insekteneier, Larven und Insekten |
Folgend eine Liste mit einigen Säugetieren, Amphibien und Vögeln, die als Nützlinge großen Wert in der biologischen Schädlingsbekämpfung haben.
Nützlingsart | Wirksam gegen.. |
Igel | Schnecken, Raupen, Mäuse |
Spitzmaus | Insekten, Schnecken, Mäuse |
Maulwurf | Insekten, Würmer, Larven |
Mauswiesel | Mäuse, Ratten, Vögel, Hühner |
Hauskatze | Mäuse, Ratten, Vögel |
Fledermaus – div. Arten | Insbesondere nachtaktive Insekten aller Art |
Krähe | Schnecken, Insekten |
Eulen – div. Arten | Nagetiere, Schnecken, Käfer etc. |
Haussperling (Spatz) | Maikäfer |
Specht – div. Arten | Wald- und Holzschädlinge |
Kohlmeise | Insekten, Raupen |
Rotkehlchen | Insekten, Spinnen |
Blindschleiche | Nacktschnecken, Insekten, Würmer |
Zauneidechse | Nacktschnecken, Raupen, Insekten |
Grasfrosch | Nacktschnecken, Insekten, Würmer |
Gelbbauchunke | Fliegende Insekten |
Ökologische Schädlingsbekämpfung mit Mikroorganismen
Um Schädlinge in Schach zu halten haben sich neben obengenannten Nützlingen in den letzten Jahren immer stärker auch verschiedene Mikroorganismen zur biologischen Schädlingsbekämpfung bewährt. Gerade auch im Freilandanbau sind sie gut nutzbar und zielgenau auszubringen. Folgend eine kurze Übersicht über einige Viren, Bakterien, Pilze und Kleinstlebewesen:
Nützlingsart | Wirksam gegen.. |
Nematoden (Steinernema) | Dickmaulrüssler, Trauermücken, Kirschfruchtfliege |
Nematoden (Heterorhabditis) | Gartenlaubkäfer, Dickmaulrüßler |
Bacillus thuringiensis | Buchsbaumzünsler, Frostspanner, Eichen-Prozessionsspinner, Kohlweißling, Kartoffelkäfer etc. |
Bacillus thuringiensis israelensis | Stechmücken |
Granuloseviren | Div. Wicklerarten wie z.B. Apfelwickler im Obstanbau |
Pilz Beauvaria bassiana | Weiße Fliege, Thripse |
Pilz Verticillium lecanii / Lecanicillium muscarium | Läuse, Weiße Fliege, Trauermücken |
Pilz Streptomices griseovirdis | Vorbeugung gegen Fusariumpilze |
Was gibt es bei der biologischen Schädlingsbekämpfung noch zu beachten?
Generell ist eine gute und wirkungsvolle ökologische Schädlingsbekämpfung immer abhängig von mehreren Faktoren die zusammenspielen müssen um ein gutes Ergebnis zu erzielen.
- Ganz wichtig ist der richtige Zeitpunkt an dem die oben genannten Helfer eingesetzt werden sollten, da meist verschiedene Entwicklungsstadien der Schadinsekten bekämpft werden müssen. Immer dann, wenn nicht nur auf die natürliche Biodiversität gesetzt werden soll oder muss, sollte der richtige Zeitpunkt zum Einsatz der ausgebrachten Nützlinge unbedingt bedacht werden.
- Die richtige Menge machts! Behalten sie immer auch das richtige Verhältnis von Nützlingen zur Anzahl der befallenen Flächen / Pflanzen im Auge. So nützt es nichts, wenn sie eine Handvoll Marienkäfer sammeln und sie in einem total Blattlaus verseuchten Garten ausbringen. Andererseits braucht es auch nicht 500 Ohrwürmer an drei mit Blattläusen befallenen Topfpflanzen. Im besten Fall bringt es keinen zusätzlichen Nutzen, im schlechtesten Fall schaden sie damit den Pflanzen mehr, als dass es nützt.
- Nutzen sie nur Nützlinge, die auch für die entsprechende Plage zur Bekämpfung gedacht sind. Nur weil auf der Verpackung der Erzwespe die Art Trichogramma aufgedruckt ist, muss sie nicht sowohl bei Kleidermotte als auch dem Maiszünsler ihre Wirkung entfalten können. Oft sind gerade parasitierende Nützlinge an wenige Wirtstiere gebunden.
- Lassen sie nicht die Nützlinge alleine die Arbeit machen. Beachten sie, wie weiter oben schon beschrieben, eine gute Biodiversität, pflegen sie die Pflanzen regelmäßig und unterstützen sie Nützlinge, indem sie für Unterschlupfe sorgen und Lebensraum schaffen.
Probleme und Risiken bei der ökologischen Schädlingsbekämpfung
Leider gibt es auch bei der biologischen Schädlingsbekämpfung Schattenseiten, die an dieser Stelle nicht verschwiegen werden sollen. Insbesondere in der Vergangenheit wurde mancherorts nicht darauf geachtet, ob die massenhaft in die Natur freigelassenen Nützlinge überhaupt Teil des hiesigen Lebensraumes waren. So verdrängt nach und nach der asiatische Marienkäfer einheimische Arten aus ihrem natürlichen Habitat. Aber auch Versuche in den 1930er Jahren mit Hilfe der Aga-Kröte in verschiedenen Zuckerrohranbauländern Erfolge gegen einen Zuckerrohschädling zu erzielen endete damit, dass die Kröten heute selbst eine Plage sind.
Auch können manche Nützlinge bei massenhaftem Auftreten selbst schädigend sein, oder doch zumindest zum Lästling werden. So sind Kugelkäfer in Massen im Garten unschön, Maulwürfe, die den Garten umgraben auch unerwünscht und Stare oder Spatzen in großen Scharen eine Plage indem sie Terrasse und Vorgarten mit ihren Exkrementen „verschönern“ oder die ausgebrachte Saat auf den Feldern dezimieren. Allerdings gilt auch hier immer wieder; Geht das Nahrungsangebot zurück, verschwindet spätestens im Folgejahr die Überpopulation der Nützlinge auch aus Garten und Feld.
Fazit zur natürlichen Schädlingsbekämpfung
Nicht für jedes Problem in Haus und Garten ist eine Lösung im engeren Sinne der biologischen Schädlingsbekämpfung vorhanden. Allerdings kann trotzdem in vielen Fällen auf den Einsatz von Giften verzichtet werden, wenn man zu weiteren unschädlichen Bekämpfungsmethoden wie physikalischen, biotechnischen und mechanischen Methoden greift. Vor allem die Kombination der Maßnahmen lässt in vielen Fällen den Einsatz von Giften obsolet werden, und da, wo sie trotzdem gebraucht werden, zumindest auf ein Minimum begrenzen. Allerdings benötigt die natürliche Schädlingsbekämpfung zum einen oft mehr Zeit um seine Wirkung zu tun und zum anderen erfordert es auch mehr Wissen und Einsatz des Bekämpfenden um möglichst optimal dem Ungeziefer und den Schädlingen den Garaus zu machen, als einfach nur auf den Knopf der Sprühdose des Ungeziefersprays zu drücken.
Ich hoffe dieser Artikel zur ökologischen Schädlingsbekämpfung konnte ihnen einen guten Einblick ins Thema geben und eine Hilfe bei der Auswahl der richtigen Nützlinge für ihr Problem sein. Viel Erfolg bei ihren Vorhaben!